Unser zweites Baby wird in wenigen Monaten zu unserer kleinen Familie stossen. Wenn ich heute an die Geburt meiner Tochter vor gut zwei Jahren zurückdenke, überkommt mich häufig noch ein mulmiges Gefühl. Die Geburt war nicht wirklich traumatisch, war anfangs sogar ziemlich leicht. Aber dennoch hat es hat am Schluss einige Komplikationen gegeben, weshalb interveniert werden musste. Meine Hebamme war grossartig, sie hat uns sehr souverän durch alle Teile der Geburt begleitet, aber mein Körper konnte schlussendlich nicht mehr. Ich wurde den Ärzten überlassen und konnte nicht mehr selber leiten, wann und wie mein Mädchen auf diese Erde kommt. Ich wurde in den letzten Minuten fremdbestimmt. Grosser Respekt vor der kommenden Geburt ist also durchaus vorhanden. Ob dies immer noch Angst ist, kann ich so genau gar nicht definieren. Was ich jedoch weiss ist, dass die Angst während der Geburt die Macht über meinen Körper hatte.
Durch die Angst schüttet unser Körper Stresshormone aus. Körperliche Symptome wie höherer Puls, schnellere Atmung, Schweissausbrüche sind ganz normale Reaktionen. Die Angst ist für den Menschen seit Anbeginn ein grosses Thema und hat unseren Urahnen einst zum Überleben geholfen. Der Sympathikus (welcher zwar lieb klingt aber dann plötzlich gar nicht mehr so lieb ist :-)) wird aktiviert, der Körper versetzt sich in den Überlebensmodus. Dies kann für eine Geburt unmöglich förderlich sein. Da gilt es also dringen, den Parasympathikus anzuregen. Sich in schöne Gedanken hüllen, tief atmen und so dem Körper helfen, wieder zurück in einen Modus zu finden, in dem er entspannen kann, weil uns keine Gefahr droht.
Dies ist jedoch leichter gesagt als getan. Ich weiss zu gut, wie es ist, wenn man plötzlich in einer Angstspirale gefangen ist und nicht mehr rausfindet. Vor allem in den Wehen, kann es geschehen, dass dich der Schmerz überrumpelt und du nicht mehr richtig atmen kannst. Statt mit der Wehe oder Welle mitzuarbeiten, versuchst du dich dagegen aufzustemmen. Dein Atem wird schnell und oberflächlich und du beginnst eine Angst zu entwickeln. Und da dein Körper plötzlich so viel Energie braucht, um gegen diesen "Feind", die Wehe, anzukämpfen, kann er nicht mehr gebären. Genau das hat bei mir zum Geburtsstillstand geführt. Ich habe mich ganz der Angst hingegeben, war fix und fertig und konnte mein Baby nicht mehr ohne Hilfe auf die Welt bringen. Diese Erkenntnis, was Angst eigentlich genau mit unserem Körper macht, hat mir im Nachhinein die Augen geöffnet. Ich werde mich anders auf die zweite Geburt vorbereiten. Ich werde mir auch während der Geburt gutes Tun, so dass sich mein Körper bestmöglich entspannen kann. Atmung, Freude und Entspannung - das ist das Zaubermittel gegen die Angst.
