Vor ein paar Jahren noch hättest du mich mit diesem Satz über alle Berge gejagt. Und zwar aus zwei Gründen. Erstens war ich bekennende Ungläubige. Und zwar in jedem Sinne. Ich glaubte an nichts. Lediglich daran, was ich in meiner Realität mit eigenen Augen sehen konnte. Das war in meinen Mittzwanzigern ehrlichgesagt nicht wirklich eine Menge. Somit war mein Glaube ziemlich beschränkt. Irgendwie traurig, denn da draussen ist so unendlich viel mehr, als wir mit unseren Augen und unserem Verstand wahrnehmen können. Lustigerweise ist dies nämlich auch nur ein winziger Bruchteil von dem, was da tatsächlich ist. Das Universum. Die Energie. Einfach alles ist so viel umfassender als unsere beschränkte Wahrnehmungskraft. Mittlerweile glaube ich an uns als Schöpferkraft. Und an das Göttliche in allem. Aber anyway. Ich bin keine Jüngerin einer Freikirche, die euch bekehren will.
Und zweitens fand ich die Institution Ehe ziemlich unsexy. Sich ein Leben lang an einen Menschen zu binden und dies noch vor anderen Menschen in einem Vertrag zu bezeugen, war für mich so gar nicht reizvoll. Spannenderweise war mein Mann von derselben Sorte. Eigentlich schade, weil ich habe von meinen Eltern ein Paradebeispiel vorgelebt bekommen, wie eine echte Partnerschaft sein kann. Vielleicht war es aber auch die Rebellion der Jugend, dass ich es unbedingt so anders als meine Eltern machen wollte. Andererseits wollte ich aber auch auf keinen Fall als alte Jungfer sterben und träumte bereits als Kind von einer Märchenhochzeit in weiss. Heute ist mir klar, dass dies natürlich unsere uns Mädchen auferlegten Konventionen sind. So hat es schliesslich zu sein. Der Mann macht den Antrag. Die Frau stöckelt im weissen Hochzeitskleid zum Altar oder Standesamt. Ich war also gespalten. Einerseits "Ja ich will", andererseits "Nein, das machen nur unsere Eltern". Hin und her gerissen. Vom Aussen beeinflusst.
Wir waren also jung und glaubten daran, dass wir niemals heiraten würden und in einem wilden Konkubinat leben werden. Als dann jedoch unsere Kinder auf dem Weg waren, haben wir uns nochmals mit der Ehe aus praktischer Sicht auseinandergesetzt. Und haben das Abenteuer dann schliesslich auch einfachheitshalber gewagt. Kein Antrag. Kein Verlobungsring. Keine Rosenblätter. Keine Romantik. Nur zwei Erwachsene, die sich rational die einfachste Lösung für die Geburt des zweiten Kindes überlegten. Und dann sind wir gesprungen. Der Tag war überraschend emotional und wunderschön. Ich glaube, dass ich für meinen Mann mitreden darf, wenn ich sage, dass dies die beste Entscheidung und der verbindlichste Schritt in unserem Leben war. Kinder sind eine wahnsinnige Bereicherung, keine Frage. Aber dich als Paar macht die Ehe zu einer echten Partnerschaft und zu einem gewaltigen Wir. Die Träume werden grösser und die Liebe verdoppelt sich. Bestimmt bedeutet dieser Schritt für einige nur eine Unterschrift auf einem Papier. Für uns war es aber eine neue Existenz als Familie.
Mein Lernfeld ist nun sprunghaft angestiegen. Beispielsweise war ich vorher für mein Einkommen irgendwie noch selber verantwortlich. Durfte ich mich in jeglicher Hinsicht frei entscheiden, wie ich meine Zukunft gestalten wollte (mit den Kindern natürlich nur noch bedingt). Nun hatte ich plötzlich einen Co-Pilot, der mir hilft, das Schiff in unsere gemeinsame Zukunft zu steuern. So wundervoll es ist, endlich auch mal Verantwortung abzugeben, so beängstigend ist es nun, dass man mit seinen Entscheidungen plötzlich die Verantwortung für eine ganze Familie trägt. Ich habe viele Baustellen an mir selber entdeckt. Weil der Partner und die Kinder sind dein allerbester Spiegel. Was mich triggert, da darf ich bei mir selber näher hinschauen. Klingt eigentlich ganz einfach, ist aber ein immerwährender Prozess an Arbeit. Und doch glaube ich, dass ich ohne meinen Mann niemals dahin gekommen wäre, wo ich und wo wir heute sind. Wir haben gemeinsame Träume, wir haben grosse Ziele und noch gewaltigere Visionen, die wir gemeinsam teilen. Wir blödeln mit den Kindern rum und im nächsten Moment können wir über grosse Investitionen und abenteuerliche Reisepläne sprechen. Wir teilen alles. Soviel, dass es mir manchmal auch zu eng wird.
Denn ich bin ein freiheitsliebender Mensch und eine kleine Feministin. Ich bestimme echt sehr gerne selbst über mich und mein Leben. Und ich kann ebenso gut und gerne alleine sein, wie ich es mit meiner Familie bin. Ich brauche Auszeiten. Ich brauche Me-Time und oftmals absolute Ruhe nur mit mir. Dann ziehe ich mich gerne in mich selbst zurück. Wie ein Krebs, dem es im Aussen zu bunt wird und sich in seinem Haus verkriecht. Mein Sternzeichen ist also gut gewählt. Ausserdem habe ich noch zwei kleine Mädchen, die in ihrem Alter noch überdurchschnittlich viel Mama einfordern. Mein Mann kommt daher sehr oft zu kurz. Weil wenn ich meine Ruhe brauche, dann kann ich sehr abweisend sein. Aber auch da ist er der absolut weltbeste Partner. Weil er mich genau versteht. Ich glaube, wenn wir uns emotional nicht so nahe stehen würden und unsere Zukunft nicht untrennbar miteinander verwoben wäre, hätte er mich bereits schon Hunderte Mal zum Mond geschickt. Aber er ist an meiner Seite. Und diese Verbindung ist das, was für mich eine echte Partnerschaft ausmacht und alles an Heiligkeit erfüllt, was ich mich mit meinem begrenzten Verstand in dieser relativen Zeit nur vorstellen kann. Seine Beziehungen zu seinen Mitmenschen und dem Universum so gestalten zu dürfen, dass ist für mich echte Erfüllung. Und die Verbindung mit meinen Kindern ist die nächste heilige Ebene, die ich erklimmen möchte. Holy Trinity.
Mit diesem Wissen und weg von der ohnehin fehlenden Romantik in diesem Text, ist für mich eine Sache nun ganz klar. Liebe ist eine Entscheidung und kein Gefühl. Gefühle sind trügerisch, wir alle kennen die rosarote Brille, die unsere Sicht vernebelt und durch Hormonüberschüttung erklärt wird. Das Verliebtsein verschwindet aber eines Tages. Das tut es immer. Sind wir nun bereit, an einer echten Partnerschaft zu arbeiten? Dazu gehört Verständnis, Freundschaft, Abenteuer, Herausforderungen und auch die Sexualität. Entscheiden wir uns dafür, dass wir die Energie, die Chancen und Ganzheitlichkeit dieser Ehe als solches anerkennen? Dann haben wir echte Liebe verstanden. Wenn wir aber romantischen Träumen und immerwährender Verliebtheit hinterherjagen, dann werden wir wahrscheinlich enttäuscht. Weil diese Liebe, die wir dann suchen, sehr wahrscheinlich nicht existiert. Und übrigens: Verliebtheit kann immer wieder kommen. Veränderung und Kreativität sind die Lösungswörter. Seid mutig und seht die Ehe als heilige Verbindung von zwei Menschen, die gemeinsam grösser werden wollen, als sie es alleine je schaffen könnten.

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